
20 Nov Gott zwingt nicht
*Soweit es nicht ausdrücklich erwähnt wird, stammen die Bibelverse von der Elberfelder Bibel Edition CSV Hückeswagen (Überarbeitete Fassung). In dieser Übersetzung dienen die Runde Klammern wie Gedankenstriche nur zur Gliederung des Textes und zur Erleichterung des Verständnisses. Die eckigen Klammern kennzeichnen Wörter im Neuen Testament, die nicht im Grundtext stehen, jedoch für das bessere Verständnis hinzugefügt wurden.
Viele glauben, dass Gott seinen Willen immer durchsetzt. Aber es kann doch nicht sein! Denn jemand, der seinen Willen anderen aufzwingt, bezeichnet man als willkürlich oder diktatorisch.
Gott ist aber die Liebe. Deshalb kann Gott nicht willkürlich oder diktatorisch sein.
Viele geben Gott aber einen willkürlichen, aufzwingenden Charakter zu, in dem sie die Geschichte von Jona in der Bibel zitieren. Aber bei genauerem Ansehen stimmt es überhaupt nicht. Wir schauen jetzt Verse für Verse an.
Die Geschichte fängt damit an, dass Gott Jona als Prophet (Verkündiger) beauftragte. Jona wollte aber nicht und verließ Gott.
„Und das Wort des HERRN erging an Jona, den Sohn Amittais, indem er sprach: Mach dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und predige gegen sie; denn ihre Bosheit ist vor mir heraufgestiegen. Aber Jona machte sich auf, um vom Angesicht des HERRN weg nach Tarsis zu fliehen; und er ging nach Japho hinab und fand ein Schiff, das nach Tarsis fuhr; und er gab sein Fahrgeld und stieg in das [Schiff] hinab, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren, weg vom Angesicht des HERRN.“ (Jona 1,1-3)
Da begann Jonas Unglück weil er Gott verlassen hat. Denn wer Gott verlässt, verlässt auch Gottes Segens- und Schutzzone. Und Gott, der lieb ist und Menschen die Freiheit gibt, kann und will nicht zwingen, dass die Menschen bei ihm bleiben. Deshalb musste Er traurig Jona gehen lassen. So konnte Satan, der durch die Sünde auch über die Natur Macht erlangt, Jona angreifen bzw. schädigen, weil er sich außerhalb von Gottes-Schutzzone befand.
„Da warf der HERR einen heftigen Wind auf das Meer, und es entstand ein großer Sturm auf dem Meer, so dass das Schiff zu zerbrechen drohte. Und die Seeleute fürchteten sich und schrien, jeder zu seinem Gott; und sie warfen die Geräte, die im Schiff waren, ins Meer, um sich zu erleichtern. Jona aber war in den unteren Schiffsraum hinabgestiegen und hatte sich hingelegt und war in tiefen Schlaf gesunken. Und der Obersteuermann trat zu ihm und sprach zu ihm: Was ist mit dir, du Schläfer? Steh auf, rufe deinen Gott an! Vielleicht wird der Gott unser gedenken, dass wir nicht umkommen. Und sie sprachen einer zum anderen: Kommt und lasst uns Lose werfen, damit wir erfahren, um wessentwillen dieses Unglück uns trifft. Und sie warfen Lose, und das Los fiel auf Jona. Da sprachen sie zu ihm: Tu uns doch kund, um wessentwillen uns dieses Unglück trifft! Was ist dein Beruf, und woher kommst du? Welches ist dein Land, und von welchem Volk bist du? Und er sprach zu ihnen: Ich bin ein Hebräer; und ich fürchte den HERRN, den Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat.“ (Jona 1,4-9)
In den obigen Versen sehen wir, dass der Schreiber von Jonas Geschichte Gott als Urheber den Unglück zuschrieb, obwohl Gott die Liebe ist und deshalb niemals einen Unglück schickt. Gott ließ aber dies zu und übernahm alle Fehler der Menschen auf seine Verantwortung, wie auch Jesus, sein Sohn, alle Sünde der Welt auf sich genommen hat.
Jona selbst verstand den Charakter Gottes nicht. Deshalb hatte er Angst vor Gott, als Gott ihn beauftragt hatte. Er glaubte nicht, dass Gott ihn bei der Durchführung des Auftrags segnen und schützen wird.
Auch in den folgenden Versen können wir lesen, wie falsch die Vorstellung der Männer und Jona über den Charakter Gottes war. Sie dachten, dass Gott willkürlich sei und Jona bestraft hätte, weil er Gott verließ.
„Da fürchteten sich die Männer mit großer Furcht und sprachen zu ihm: Was hast du da getan! Denn die Männer wussten, dass er vom Angesicht des HERRN weg floh; denn er hatte es ihnen mitgeteilt. Und sie sprachen zu ihm: Was sollen wir mit dir tun, damit das Meer von uns ablässt? Denn das Meer wurde immer stürmischer. Und er sprach zu ihnen: Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird das Meer von euch ablassen; denn ich weiß, dass dieser große Sturm um meinetwillen über euch [gekommen ist]. Und die Männer ruderten hart, um [das Schiff] ans Land zurückzuführen; aber sie konnten es nicht, weil das Meer immer stürmischer gegen sie wurde. Da riefen sie zu dem HERRN und sprachen: Ach, HERR, lass uns doch nicht umkommen um der Seele dieses Mannes willen, und lege nicht unschuldiges Blut auf uns! Denn du, HERR, hast getan, wie es dir gefallen hat. Und sie nahmen Jona und warfen ihn ins Meer. Da ließ das Meer ab von seinem Wüten. Und die Männer fürchteten sich vor dem HERRN mit großer Furcht, und sie schlachteten dem HERRN Schlachtopfer und taten Gelübde.“ (Jona 1,10-16)
In dem Moment, wo die Männer und Jona wieder Gott nahen, zu Gott zurück kehren und Gott um seine Einmischung bitten, betraten sie wieder Gottes Segens- und Schutzzone. Durch die Bitte der Männer konnte Gott in das Geschehen eingreifen und ihnen bzw. Jona Seinen Segen und Schutz gewähren.
„Und der HERR bestellte einen großen Fisch, um Jona zu verschlingen; und Jona war im Bauch des Fisches drei Tage und drei Nächte.“ (Jona 2,1)
Hier wurde der Fisch von Gott geschickt, um Jona zu retten. Der Fisch diente als ein Transportmittel für Jona, um ihn ans Land zu bringen. Er war nicht von Gott bestellt, um Jona zu töten. Jona, der den lieben Charakter Gottes missverstanden hat, dachte zunächst, dass Gott derjenige wäre, der das Unglück über ihn gebracht hätte. Aber dann verstand Jona, als Gott den Fisch geschickt hatte, ihn zu retten. Man kann es bei Jonas Gebet aus dem Bauch des Fisches lesen, dass er verstanden hat, dass Gott ihn durch den Fisch gerettet hatte.
„Und Jona betete zu dem HERRN, seinem Gott, aus dem Bauch des Fisches und sprach: Ich rief aus meiner Bedrängnis zu dem HERRN, und er antwortete mir; ich schrie aus dem Schoß des Scheols, du hörtest meine Stimme. Denn du hattest mich in die Tiefe, in das Herz der Meere geworfen, und der Strom umschloss mich; alle deine Wogen und deine Wellen fuhren über mich hin. Und ich sprach: Verstoßen bin ich aus deinen Augen; dennoch werde ich wieder hinschauen zu deinem heiligen Tempel. Die Wasser umfingen mich bis an die Seele, die Tiefe umschloss mich, das Meergras schlang sich um mein Haupt. Ich fuhr hinab zu den Gründen der Berge; die Riegel der Erde waren hinter mir auf ewig. Da führtest du mein Leben aus der Grube herauf, HERR, mein Gott. Als meine Seele in mir verschmachtete, erinnerte ich mich an den HERRN, und zu dir kam mein Gebet in deinen heiligen Tempel. Die auf nichtige Götzen achten, verlassen ihre Gnade. Ich aber werde dir opfern mit der Stimme des Lobes; was ich gelobt habe, werde ich bezahlen. Bei dem HERRN ist die Rettung.“ (Jona 2,2-10)
Danach wiederholte Gott Seinen Auftrag an Jona. Diesmal verstand Jona und führte den einfachen Auftrag durch.
„Und das Wort des HERRN erging zum zweiten Mal an Jona, indem er sprach: Mach dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und rufe ihr die Botschaft aus, die ich dir sagen werde. Da machte sich Jona auf und ging nach Ninive, nach dem Wort des HERRN. Ninive war aber eine außerordentlich große Stadt von drei Tagereisen. Und Jona begann in die Stadt hineinzugehen, eine Tagereise [weit], und er rief und sprach: Noch vierzig Tage, dann wird Ninive umgekehrt! Und die Leute von Ninive glaubten Gott; und sie riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch, von ihrem Größten bis zu ihrem Kleinsten. Und das Wort gelangte zum König von Ninive; und er stand von seinem Thron auf und legte seinen Mantel ab und hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in die Asche. Und er ließ in Ninive, auf Befehl des Königs und seiner Großen, ausrufen und sagen: Menschen und Vieh, Rinder und Kleinvieh sollen gar nichts zu sich nehmen, sie sollen nicht weiden und kein Wasser trinken; und Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bedeckt sein und sollen heftig zu Gott rufen; und sie sollen umkehren, jeder von seinem bösen Weg und von dem Unrecht, das in ihren Händen ist. Wer weiß? Gott könnte sich wenden und es sich gereuen lassen und umkehren von der Glut seines Zorns, dass wir nicht umkommen. Und Gott sah ihre Werke, dass sie von ihrem bösen Weg umgekehrt waren; und Gott ließ sich des Übels gereuen, wovon er geredet hatte, dass er es ihnen tun wolle, und tat es nicht.“ (Jona 3,1-10)
Der Ruf an Ninive war keine Drohung Gottes. Sondern Gott wollte in Seiner Liebe die Niniveaner retten und verkündigte, dass sie Gott (und Gottes Segen- und Schutzzone) verlassen hatten und Satan sie in 2 Wochen zerstören wollte. Aber hier sehen wir wieder, wie sowohl die Leute in Ninive als auch der Schreiber des Buches Jona den Charakter Gottes missverstanden hatten. Sie dachten, dass Gott zornig gewesen wäre, weil die Bewohner der Stadt Ninives Gott verließen.
Es kann Gott ja nicht. Denn Gott ist die Liebe. Und „die Liebe ist langmütig, ist gütig … sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.“ (1. Korinther 13, 4-7).
Als Jesus, Gottes Sohn, auf die Erde kam, korrigierte er diese falsche Vorstellung über Gottes Charakter von Seinen Jüngern.
„Es geschah aber, als sich die Tage seiner Wiederaufnahme [in den Himmel] erfüllten und er sein Angesicht [entschlossen] nach Jerusalem richtete, um dorthin zu reisen, da sandte er Boten vor sich her. Diese kamen auf ihrer Reise in ein Samariterdorf und wollten ihm die Herberge bereiten. Aber man nahm ihn nicht auf, weil Jerusalem sein Reiseziel war. Als aber seine Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, willst du, dass wir sprechen, dass Feuer vom Himmel herabfallen und sie verzehren soll, wie es auch Elia getan hat? Er aber wandte sich um und ermahnte sie ernstlich und sprach: Wisst ihr nicht, welches Geistes [Kinder] ihr seid? Denn der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um die Seelen der Menschen zu verderben, sondern zu erretten! Und sie zogen in ein anderes Dorf.“ (Lukas 9,51-56 – Schlachter 2000)
Obwohl Jona wusste, dass Gott die Liebe ist, verstand er diesen lieben und nicht strafenden Charakter Gottes doch nicht ganz. Am Ende der Geschichte erklärte Gott Jona seinen lieben Charakter. In dem letzten Kapitel des Buches Jona sehen wir Seine Liebe zu uns Menschen und wie Er stets bemüht ist, uns vor Unglück zu retten und uns Seinen lieben Charakter zu offenbaren.
„Und es verdross Jona sehr, und er wurde zornig. Und er betete zu dem HERRN und sprach: Ach, HERR, war das nicht mein Wort, als ich noch in meinem Land war? Darum bin ich erst nach Tarsis geflohen; denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und groß an Güte, und der sich des Übels gereuen lässt. Und nun, HERR, nimm doch meine Seele von mir; denn es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe. Und der HERR sprach: Ist es recht, dass du zürnst? Und Jona ging aus der Stadt hinaus und setzte sich östlich der Stadt nieder. Und er machte sich dort eine Hütte; und er saß darunter im Schatten, bis er sähe, was mit der Stadt geschehen würde. Und Gott der HERR bestellte einen Wunderbaum und ließ ihn über Jona emporwachsen, damit Schatten über seinem Haupt wäre, um ihn von seinem Missmut zu befreien; und Jona freute sich über den Wunderbaum mit großer Freude. Aber am nächsten Tag beim Aufgang der Morgenröte bestellte Gott einen Wurm, und dieser stach den Wunderbaum, so dass er verdorrte. Und es geschah, als die Sonne aufging, da bestellte Gott einen schwülen Ostwind; und die Sonne stach Jona aufs Haupt, dass er ermattet niedersank. Und er bat, dass er sterben dürfe, und sprach: Es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe. Und Gott sprach zu Jona: Ist es recht, dass du wegen des Wunderbaumes zürnst? Und er sprach: Mit Recht zürne ich bis zum Tod! Und der HERR sprach: Du erbarmst dich über den Wunderbaum, um den du dich nicht gemüht und den du nicht großgezogen hast, der als Sohn einer Nacht entstand und als Sohn einer Nacht zugrunde ging; und ich sollte mich über Ninive, die große Stadt, nicht erbarmen, in der mehr als 120.000 Menschen sind, die nicht zu unterscheiden wissen zwischen ihrer Rechten und ihrer Linken, und eine Menge Vieh?“ (Jona 4,1-11)
Das Buch Jona ist ein Beweis dafür, wie Menschen den wahren und lieben Charakter Gottes oft missverstehen. Wir haben gesehen, dass sowohl der Schreiber des Jona Buches, Jona selbst und die Bewohner der Stadt Ninive Gott als willkürlichen und diktatorischen Herrscher darstellten. Aber Willkür und Aufzwingen gehören niemals zu der Liebe. Deshalb sollen wir beim Lesen der Bibel stets überprüfen, dass wir den wahren Charakter Gottes darin verstehen.