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Post-Truth

Post-Truth, Post-Wahrheit, Post-Fakt – schon einmal gehört?

Die Zeitschrift Die Welt hat dieses Wort wie folgt definiert:

„Postfaktisch nennt man einen gesellschaftlichen Zustand, in dem die Fakten keine Rolle mehr in politischen Auseinandersetzungen spielen, weil immer größere Bevölkerungsgruppen darauf beharren, ihre gefühlte Wahrheit stimme nun mal nicht mit den Fakten überein und überhaupt seien die Fakten gar keine Fakten, sondern Machinationen der Lügenpresse.“[1]

Wie bitte? Was bedeutet also im Klartext Post-Fakt oder Post-Wahrheit (Englisch: Post-Truth)?

Das Wort „post“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „danach“ oder „dahinter“. Postmoderne bedeutet die Zeit oder die Philosophie oder der Lebenstil nach/hinter der Moderne. Und „Post-Truth“, in „Post-Fakt“ eingedeutscht, bedeutet die Zeit, die Philosophie, die Entscheidungsmethode oder der Zustand nach/hinter der Wahrheit.

Wie es in der o.g. Zeitschrift bereits angedeutet ist, kommt dieser Begriff aus dem Bereich Politik. Die Bürger glauben nicht mehr an die Fakten, und zwar aus diesen Gründen:

  • Die – von den Politikern oder Presse – dargestellten (politischen) Fakten passen nicht zu ihrer Logik oder ihrem Gefühl. Denn ihre Logik und ihr Gefühl sagen, dass diese sogenannten Fakten nicht der Wahrheit entsprechen, obwohl sie auch nicht genau wissen, was wahr sein soll.
  • Sie glauben, dass die Politiker lügen. Deshalb glauben sie, dass die von ihnen angegebenen Fakten ganz oder teilweise Lüge sind.

Wie wir wissen, wird diese Post-Wahrheit (wortwörtliche Übersetzung von dem englischen Post-Truth) nicht nur im politischen Bereich sondern vor allem viel im Sozialnetzwerk verwendet. Diejenige, die in Facebook oder Whatsapp aktiv sind, wurden schon mal mit den sogenannten Fake-News oder Hoax (Deutsch: falsche Nachricht oder falsche Meldung) konfrontiert. Es handelt sich um Nachrichten oder Meldungen, die wahr gehalten werden, und deshalb an viele Personen weitergeleitet werden. Bei den heutigen jüngeren Menschen gibt es den sogenannten Prank (Deutsch: praktischer Scherz), wo andere Person oder Gruppe durch eine Unwahrheit oder unwahres Handeln oder einen Scherz erschrocken werden, um sie zu ärgern, zu provozieren oder zu beschämen. Man spricht von einem Streich.

Diese Unwahrheiten, sei es Nachrichten oder Handlungen, sind zunächst darauf gezielt, Spaß mit der Reaktion der Anderen zu haben. Auf der politischen Ebene oder bei der Presse oder in Sozialmedien werden sie jedoch verwendet, um möglichst viele Leute zu manipulieren oder Ängste zu erzeugen, damit sie in eine bestimmte Richtung gesteuert werden können. Das ist, was mit der Post-Truth, die Post-Wahrheit, gemeint ist.

Leben wir in der Zeit der Post-Wahrheit?

Das Wort „post“ in dem Begriff „Post-Wahrheit“ setzt voraus, dass es eine Zeit/Phase gab, wo die Wahrheit herrschte, die aber jetzt nicht mehr existiert. Sollten wir heute, sagen wir seit dem 21. JH, in der Zeit der Post-Wahrheit leben, bedeutet es, dass in unserer heutigen Zeit die Lüge, während in den vorherigen Jahrhunderten die Wahrheit herrschte.

Das stimmt jedoch nicht.

Bereits in der Zeit Jesu gab es schon Hoax und Fake-News, die die Menschheit sehr beeinflusst hatte und sogar den Tod zur Folge haben konnte. Es ging um die Nachricht, dass Jesus nicht auferstanden sei, sondern dass sein Leichnam von seinen Jüngern gestohlen wurde.

„Während sie aber hingingen, siehe, da kamen einige von der Wache in die Stadt und verkündeten den Hohenpriestern alles, was geschehen war. Und sie versammelten sich mit den Ältesten und hielten Rat; und sie gaben den Soldaten reichlich Geld und sagten: Sprecht: Seine Jünger kamen bei Nacht und stahlen ihn, während wir schliefen. Und wenn dies dem Statthalter zu Ohren kommen sollte, werden wir ihn beschwichtigen und machen, dass ihr ohne Sorge seid. Sie aber nahmen das Geld und taten, wie sie unterrichtet worden waren. Und diese Rede wurde bei [den] Juden bekannt bis auf den heutigen Tag.“ (Matthäus 28,11-15)

Wenn wir noch weiter in die Geschichte der Bibel zurückgehen, gab es auch einen göttlichen Mann, ein von Gott angesehener Prophet, der Fake-News verbreiterte: Abraham.

„Und es geschah, als er nahe daran war, nach Ägypten zu kommen, da sprach er zu Sarai, seiner Frau: Sieh doch, ich weiß, dass du eine Frau schön von Aussehen bist; und es wird geschehen, wenn die Ägypter dich sehen, so werden sie sagen: Sie ist seine Frau; und sie werden mich erschlagen und dich leben lassen. Sage doch, du seist meine Schwester, damit es mir wohl ergehe um deinetwillen und meine Seele am Leben bleibe deinetwegen.“ (1. Mose 12,11-13)

Jesus erklärte den Ursprung dieser falschen Nachrichten so:

„Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Er war ein Menschenmörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, [so] redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und ihr Vater. Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht.“ (Johannes 8,44)

Das erinnert uns an den Sündenfall, wo Satan eine falsche Information an Eva gegeben hatte, nämlich, dass Gott ein Lügner sei.

„Und die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der HERR gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baum des Gartens? Und die Frau sprach zu der Schlange: Von der Frucht der Bäume des Gartens essen wir; aber von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt: Davon sollt ihr nicht essen und sie nicht anrühren, damit ihr nicht sterbt. Und die Schlange sprach zu der Frau: Ihr werdet durchaus nicht sterben“ (1. Mose 3,1-4)

Das zeigt uns eindeutig, dass nicht nur dieses Jahrhundert die Zeit der Post-Wahrheit ist. Die Post-Wahrheit hat bereits im Garten Eden begonnen.

Auch die Bibel ist von falschen Nachrichten betroffen

Es ist wohl bekannt, dass es Unstimmigkeiten in der Bibel gibt. Hier sind faktisch einige Beispiele davon. In einigen Passagen wurde sogar Gott anstelle von Menschen/Satan für eine sündige Tat verantwortlich gemacht:

Die meisten reagieren auf diese Fakten überrascht. Manche sind wütend geworden und glauben nicht mehr an die Bibel. Viele fragen, wer hier denn Recht hat.

Sind die Unstimmigkeiten in der Bibel wahre Fakten?

Das wissen wir nicht.

Der Fakt ist, dass es in allen heutigen verbreiteten deutschen Bibelübersetzungen diese unterschiedlichen Angaben/Nachrichten gibt. Aber, ob in dem originalen Urtext der Bibel auch so steht, wissen wir nicht. Denn das Original des Bibel-Urtextes existiert wahrscheinlich nicht mehr.

Aus dem Brief des Bibellehrers Hieronymus (ca. 347-419) an den Papst Damasus I (ca. 305-384, seit 366 Papst), der Hieronymus beauftragte, hebräische Manuskripten des Alten Testaments und griechische Manuskripten des Neuen Testaments in das damals weit verbreitete Latein zu übersetzen, wissen wir, dass es in seiner Zeit viele Versionen der biblischen Manuskripten gab.

„Du zwingst mich, ein neues Werk aus einem alten zu schaffen, gleichsam als Schiedsrichter zu fungieren über Bibelexemplare, nachdem diese [seit langem] in aller Welt verbreitet sind, und, wo sie voneinander abweichen, zu entscheiden, welche mit dem authentischen griechischen Text übereinstimmen. Es ist ein Unterfangen, das ebenso viel liebevolle Hingabe verlangt, wie es gefährlich und vermessen ist; über die anderen zu urteilen und dabei selbst dem Urteil aller zu unterliegen; in die Sprache eines Greises ändernd einzugreifen und eine bereits altersgraue Welt in die Tage ihrer ersten Kindheit zurückzuversetzen. Wird sich auch nur einer finden, sei er gelehrt oder ungelehrt, der mich nicht, sobald er diesen Band [die Überarbeitung der Evangelien] in die Hand nimmt und feststellt, dass das, was er hier liest, nicht in allem den Geschmack dessen trifft, was er einmal in sich aufgenommen hat, lauthals einen Fälscher und Religionsfrevler schilt, weil ich die Kühnheit besaß, einiges in den alten Büchern zuzufügen, abzuändern oder zu verbessern? Zwei Überlegungen sind es indes, die mich trösten und dieses Odium auf mich nehmen lassen: zum einen, dass du, der an Rang allen anderen überlegene Bischof, mich dies zu tun heißest; zum anderen, dass, wie auch meine Verleumder bestätigen müssen, in differierenden Lesarten schwerlich die Wahrheit anzutreffen ist. Wenn nämlich auf die lateinischen Texte Verlass sein soll, dann mögen sie bitte sagen: Welchen? Gibt es doch beinahe so viele Textformen, wie es Abschriften gibt. Soll aber die zutreffende Textform aus einem Vergleich mehrerer ermittelt werden, warum dann nicht gleich auf das griechische Original zurückgehen und danach all die Fehler verbessern, ob sie nun auf unzuverlässige Übersetzer zurückgehen, ob es sich bei ihnen um Verschlimmbesserungen wagehalsiger, aber inkompetenter Textkritiker oder aber einfach um Zusätze und Änderungen unaufmerksamer Abschreiber handelt? … Ich spreche nun vom Neuen Testament: … Matthäus, Markus, Lukas, Johannes; sie sind von uns nach dem Vergleich mit griechischen Handschriften – freilich alten! – überarbeitet worden. Um jedoch allzu große Abweichungen von dem lateinischen Wortlaut, wie man ihn aus den Lesungen gewohnt ist, zu vermeiden, haben wir unsere Feder im Zaum gehalten und nur dort verbessert, wo sich Änderungen des Sinns zu ergeben schienen, während wir alles übrige so durchgehen ließen, wie es war.” (Ritter, A. M. 1987. Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen. Alte Kirche. Neukirchener Verlag: Neukirchen-Vluyn, Seite 181f. Vergleich dazu Grützmacher,  G. 1901. Hieronymus. Eine biographische Studie zur alten Kirchengeschichte. Leipzig: Dieterich’sche Verlags-Buchhandlung, S. 218ff)

Wenn es viele „Ur-Text-“Manuskripten gab, und selbst der Bibelexperte Hieronymus nicht wusste, welcher der Originaltext war, können wir auch nicht daraus schlussfolgern, dass es Unstimmigkeiten in der ursprünglichen Bibel gibt. Es könnte auch sein, dass diese Unstimmigkeiten daraus resultiert wurden, dass der Abschreiber des Urtextes, seine eigenen Worte selbst hinzufügte.

Und hier noch mal: Das wissen wir nicht. Oder: wir wissen zu wenig.

Was sollen wir nun glauben?

Dass Gott die Liebe ist, das ist wahr, das wissen wir mit Sicherheit. Wir lesen darüber nicht nur in der Bibel sondern wir spüren und erleben es selbst.

Jesus sprach diesbezüglich:

„Habt Glauben an Gott.“ (Markus 11,23b)

„Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich!“ (Johannes 14,1)

Auch wenn Zweifel besteht, ob die heutigen Bibelübersetzungen, die wir besitzen, der Wahrheit entspricht, kann man einen roten Faden in der Aussage Jesu erkennen, dass Gott die Liebe ist und gewaltlos handelt.

Außerdem besteht in allen vier Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes) eine Konsistenz, dass Jesus der buchstäbliche Sohn Gottes ist, und dass er die Liebe und die Gewaltlosigkeit Gottes verkörpert.

Hier ist ein Vergleich über die Liebesbotschaft Jesu:

Paulus sagte trefflich:

„Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ (Hebräer 11,1 – Lutherbibel 2017)

Wenn wir an Gott und an Jesus glauben, dann wissen und spüren wir selbst, dass Gott uns liebt und das Beste für uns plant und macht  – wie Jesus es sagte.

Trotz der Unstimmigkeiten der Bibel steht diese Liebe Gottes als die einzige unveränderliche und unerschütterliche Wahrheit.

Johannes, der Jesus selbst erlebt hatte, schrieb: „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1. Johannes 4,16).

Diese Wahrheit stimmt mit dem Brief Paulus überein, der diese Liebe selbst erfahren hatte:

Die Liebe ist langmütig, ist gütig; die Liebe neidet nicht, die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie gebärdet sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles. Die Liebe vergeht niemals; seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden. Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise; wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, [so] wird das, was stückweise ist, weggetan werden. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich das weg, was kindlich war. Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; [die] größte aber von diesen ist die Liebe.“ (1. Korinther 13,4-13).

Wie Paulus es schrieb, wissen wir in der Post-Wahrheit nur stückweise und unvollkommen. Aber es ist genug, die Liebe Gottes als die einzige Wahrheit in dieser Welt zu sehen.

Jesus sprach: „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ (Johannes 17,3)

In diesem Vers verwendet der bekannteste und weltweit von allen jüdisch-christlichen Gemeinden anerkannte Ur-Text des Neuen Testaments auf hebräisch-aramäische Sprache, Brit Chadasha, das Wort יֵדְעוּ für das „erkennen“. Dieses Wort stammt aus dem hebräischen Wort יָדַע (jada), das in 1. Mose 4,1 verwendet wird:

„Und der Mensch erkannte Eva, seine Frau, und sie wurde schwanger und gebar Kain“

Es bedeutet „wissen“, „deutlich verstehen“, „erfahren“, „spüren“, „Beziehungen haben“.

Es geht bei diesem „Erkennen“ also nicht nur um das oberflächliche Wissen sondern um tiefste und engste Beziehungen mit Gott und seinem Sohn Jesus.

Fazit: egal, auch wenn wir in der Post-Wahrheit leben und ständig mit vielen falschen Meldungen/Nachrichten konfrontieren sind, können wir trotzdem die Wahrheit über Gott und seinen Sohn Jesus, durch enge und ständige Beziehungen mit Ihnen erfahren.

Und diese Wahrheit macht uns frei (Johannes 8,32). Die Beziehungen mit Gott und Jesus sichern uns das ewige Leben (Johannes 17,3).

[1] Heine, M. (2016, 17 November). Danke, Merkel, für das Wort „postfaktisch“! Welt online. Abgerufen von https://www.welt.de/kultur/article159560304/Danke-Merkel-fuer-das-Wort-postfaktisch.html am 17. Februar 2019.

*Wir verwenden die Elberfelder Bibel Edition CSV Hückeswagen (überarbeitete Fassung), weil diese noch sehr nahe am Urtext ist. In dieser Übersetzung dienen die Runde Klammern wie Gedankenstriche nur zur Gliederung des Textes und zur Erleichterung des Verständnisses. Die eckigen Klammern kennzeichnen Wörter im Neuen Testament, die nicht im Grundtext stehen, jedoch für das bessere Verständnis hinzugefügt wurden.